Wenn das Vogel­konzert im heimi­schen Garten ver­klingt

Woran denken Sie, wenn Sie das Schlagwort Vogelschutz hören? Vielleicht an Naturschutzgebiete, Nistkästen und Aufzuchtstationen?

In den letzten Jahren gab es einige drastische Veränderungen in der Vogelwelt, die selbst in unseren heimischen Gärten festzustellen sind: In den Baumkronen wird es leiser und immer weniger Vögel wuseln sich durch das Gestrüpp. Wir klären in diesem Magazinartikel über die derzeitige Situation der Vögel auf und verraten Ihnen, mit welchen nützlichen Tipps Sie die gefiederten Tiere schützen können.

Kibitz
Rebhuhn
Haubenmeise mit Wurm

Das Vogel­sterben – wie unser Vogel­bestand sinkt

In den letzten Jahren stellte unter anderem der NABU – Naturschutzbund Deutschland – fest, dass sich die Anzahl der Brutpaare in Deutschland drastisch verändert hat. Von 1998 bis 2009 ist der Bestand an Vögeln um rund 15 Prozent gesunken. Aktuelle Zahlen der Bundesregierung von 2019 zeigen, dass leider keine Besserung in Sicht ist. Dabei sind vorwiegend keine seltenen Arten betroffen, sondern zum Beispiel Rebhühner oder Kiebitze. Eine gute Nachricht gibt es dennoch: Die Schutzmaßnahmen für seltene Arten fruchten, sodass wir z.B. Wanderfalken, Kraniche und Seeadler wieder bei uns begrüßen dürfen.

 

Warum sterben einige Vogelarten aus?

Es sind weder die Beutegreifer noch Windräder oder Parasiten, die dafür sorgen, dass sich die Artenvielfalt ausdünnt. Viel problematischer ist in vieler Hinsicht der Mensch, denn unsere gefiederten Artgenossen finden kaum noch ausreichend Platz zum Brüten und Leben. Ebenfalls reicht die Nahrung kaum aus, um die Jungtiere vollständig zu nähren.


Beide Faktoren – mangelnder Lebensraum und begrenzte Futterquellen – hängen stark mit den derzeitigen Entwicklungen in Deutschland zusammen. Während artgerechte Wiesen, Weiden oder brachliegende Grundstücke langsam von der Bildfläche verschwinden, treten an dessen Stelle große, landwirtschaftlich genutzte Felder. Winterweizen, Mais und Raps dominieren auf den Äckern und verringern die Vielfalt an Nutzpflanzen. Die Böden werden überdüngt und die Feuchtwiesen entwässert. Das verändert nicht nur den Brut- und Lebensraum, sondern greift auch in die Nahrungskette der Vögel ein. Seit den neunziger Jahren verringerte sich die Insektenanzahl um 76 Prozent. Dabei sind die eiweißreichen Lebewesen die Futterquelle Nummer eins für viele Vogelarten.

Unsere Hilfs­an­ge­bote: von Nist­kästen bis Meisen­knödel

Um den Vögeln in den heimischen Gärten einen Gefallen zu tun, greifen die Menschen vielerorts zu verschiedenen Maßnahmen: Sie hängen Meisenknödel auf, stellen Wassertränken auf und basteln Vogelhäuser. Und auch das Internet versorgt die Interessierten mit zahlreichen Tipps zum Tierschutz – doch welche Informationen sind wirklich sinnvoll?

 

Die ganzjährige Vogelfütterung als Maßnahme für den Vogelschutz?

Im Baumarkt, Gartencenter und auch im Supermarkt nebenan finden Sie Mehlwürmer, Nussstangen und Vogelkuchen. Gerade im Winter empfehlen der NABU und der Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND), den Tieren bei der Nahrungssuche behilflich zu sein. Doch immer mehr Menschen füttern die Vögel das ganze Jahr.


Kaum einer weiß, dass die ganzjährige Fütterung weder der Artenvielfalt noch dem Vogelschutz dienlich ist. Mit der Vogelfütterung werden meist nur die Gartenvögel erreicht. Das sind höchstens 15 verschiedene Vogelarten, die dazu auch noch teilweise eine wachsende Population aufweisen. Zu den heimischen Vögeln in unseren Gärten zählen beispielsweise Meisen, Finken und Amseln.


In den Wintermonaten können Sie gerne die Vögel bei der Nahrungssuche unterstützen und ihnen Vogelleckereien anbieten. Bei der Futterauswahl greifen Sie am besten bewusst auf klassisches Vogelfutter ohne Plastiknetze zurück. So gehen Sie auf Nummer sicher, dass kein kleiner Vogel in den Netzschlaufen hängen bleibt und sich verletzt. Auch Essensreste sind tabu. Gegen einen frischen Apfel hingegen spricht nichts. Das Futter sollte zudem nicht nass werden und sauber bleiben: Wenn Sie die Futterstelle regelmäßig säubern, beugen Sie Infektionen vor und erhalten den Futterspaß der Tiere. Damit Sie keine Tauben anlocken, hängen Sie das Futter am besten auf, anstatt es hinzulegen.

 

Anleitung: Meisenknödel selber machen

Falls Sie eine schöne Beschäftigung für Ihre Kinder in den Herbstferien suchen, können Sie plastikfreie Meisenknödel für den kommenden Winter selbst herstellen. Wir zeigen Ihnen wie es geht.

 

Mehr Infos zu geeigneten Körnermischungen und Fetten können Sie beim BUND nachlesen.

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Meisenknödel selber machen

Sie benötigen dazu:

  • 150 Gramm Fett (z.B. Rindertalg, gibt es beim Metzger)
  • 150 Gramm Körner
  • Ein Stück Kordel

Erwärmen Sie das Fett vorsichtig in einem Topf, bis es schmilzt. Nicht zu heiß werden lassen, sonst stinkt es. Danach können Sie die Körnermischung hinzugeben und die Masse zu Kugeln formen, wenn sie ausreichend abgekühlt ist. Dabei ein Stück Kordel direkt einarbeiten, um den Meisenknödel aufzuhängen.

Vorschriften und Verbote in der Vogelschutzzeit

Die Vogelschutzzeit erstreckt sich vom ersten März bis zum 30. September und sorgt dafür, dass die Tiere in den sieben Monaten ungestört brüten und ihre Jungtiere aufziehen können. Mit der richtigen Grünpflege können Sie aktiv zum Vogelschutz beitragen.

Halten Sie sich nicht an die Vorschriften, gefährden Sie nicht nur die Vogelwelt: Es können Ihnen auch saftige Bußgelder drohen. In Nordrhein-Westfalen reichen diese von 40 Euro bis zu 12.500 Euro.

Erlaubt:

  • Die Nadel- und Obstbäume in Ihrem Garten dürfen Sie schneiden und pflegen, wie Sie wollen. Auch können Sie Ihren Bäumen, Hecken, Gebüsch und Gehölzen schonende Form- oder Pflegeschnitte verpassen.
  • Bei nicht geschützten Bäumen, die keinerlei Nester aufweisen, dürfen Sie ebenfalls zur Kettensäge und anderen Gerätschaften greifen.
  • In Ausnahmefällen wie Pilzbefall, Kronenbruch oder Sturmschäden fällen Sie Bäume und Co, um einer weiteren Ausbreitung vorzubeugen.

Verboten:

  • Geschützte Bäume, Hecken, Gebüsche und andere Gehölze auf den Stock zu setzen oder radikal zu schneiden, ist streng­stens unterg­sagt. Ihre Garteng­arbeit sollten Sie entweder in den beiden Anfangsg­monaten des Jahres angehen oder damit bis zum Herbst warten.
  • Auch wenn es Werkg­zeuge wie Flammeng­werfer gibt, mit denen sich Pflanzen und Büsche abg­brennen lassen: Der Vorjahresg­bewuchs an Böschungen, Wegg­rändern, Feldrainen oder Brachg­flächen muss in dieser Zeit stehen bleiben.
Vater und Sohn bauen Vogelhaus
Meise am Futterhaus
Rotkehlchen bei der Futtersuche

Amseln, Spatzen und Co ziehen ein – der Traum eines Eigen­heims

Nistkästen selber zu bauen bringt Ihnen viel Freude, aber auch die Vögel werden es Ihnen danken: Alte Bäume mit Naturhöhlen werden gefällt und neben den fehlenden Grünflächen weisen auch immer weniger Gebäude geeignete Niststellen auf. Und besonders im Winter brauchen die Tiere Wärme und einen sicheren Unterschlupf.


Sie sollten darauf achten, dass Sie die Vogelhäuser an geeigneten Positionen anbringen. Die Vögel müssen die Möglichkeit haben, in naher Umgebung an Futter zu gelangen. Auch darf das Vogelhaus nicht zu tief befestigt werden, sodass Katzen, Marder oder Siebenschläfer den Tieren einen Besuch abstatten könnten. Am besten wählen Sie eine Höhe von zwei bis drei Metern an Häusern oder Bäumen, in der das Nisthäuschen den verschiedenen Wetterbedingungen nicht zu stark ausgesetzt ist. Es sollte weder reinregnen, gänzlich im Schatten verschwinden, noch in der prallen Sonne brutzeln.
 

Vogelschutz – Wir alle ziehen an einem Strang

Damit die Vogelvielfalt weiterhin erhalten bleibt, sollten wir anfangen zu handeln. Auch kleine Schritte können etwas bewirken – Sie haben einen kleinen Garten, einen Balkon oder eine große Fensterbank? Sie finden sicher ein gutes Plätzchen für kleine Trinkschalen oder Nisthäuschen für die Vögel. Wenn Sie dann noch die Vogelschutzzeiten im Auge behalten und in den Wintermonaten füttern, werden sich die Tiere freuen.


Doch auch der Aspekt einer ökologischen Landwirtschaft darf nicht aus den Augen gelassen werden: Denn Vögel brauchen zum Leben gut gedüngte Kulturlandschaften mit Weidetieren, Büschen, Obstwiesen und Kleingewässern.

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