Strom selbst erzeugen in NRW: 10.000.000 Dächer noch frei für Photovoltaik

785 Stunden Sonne satt 
bescherte allein der Sommer 2022 dem Land Nordrhein-West­falen. In Gelsen­kirchen, Marl oder Haltern am See waren es im gesamten Jahr 1.500 bis 1.550 Stunden.

Sonne in Herzhänden

Seinen Strom selbst zu erzeugen schont das Klima und macht unab­hängiger vom Energie­markt. Eine Photo­voltaik­anlage kostet allerdings auch viel Geld. Für ein Kilo­watt­peak (kWp) Leistung kann man derzeit rund 1.400 bis 1.600 Euro rechnen. Ein Sonnen­kraft­werk mit bis zu rund 10 kWp Leistung für ein durch­schnitt­liches Ein- bis Zweif­amilien­haus ohne Batterie­speicher kostet also um die 15.000 Euro. Damit sich die Investition rechnet, müssen ein paar Voraus­setzungen erfüllt sein. Erenja beantwortet häufige Fragen von Solar­ein­steiger*innen und gibt Tipps, worauf sie bei der Planung ihrer Anlage achten sollten.

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Photovoltaik: Welches Dach eignet sich für Solarenergie?

Rein rechnerisch sind in Deutsch­land Süd­dächer mit 30 Grad Dach­neigung ideal für Photo­voltaik (PV). Abweichungen von diesem Optimum führen aber nur zu geringen Ertrags­einbußen, was daran liegt, dass heutige Solar­module sehr effizient sind. Auch Anlagen mit einer Süd-Ost- bis Süd-West-Aus­richtung sind rentabel. Flach­dächer eignen sich eben­falls bestens für PV, voraus­gesetzt ihre Statik trägt das Extra­gewicht. Die Solar­module lassen sich dann über Montage­ständer, je nach Bedarf, optimal zur Sonne ausrichten. 

Ost-West-Dach erhöht effiziente Selbstnutzung

Obwohl der Bund im Juli 2022 höhere Einspeisevergütungen für Neu­anlagen fest­gesetzt hat, bleibt es dabei: Haus­besitzer*innen verdienen besser damit, den preis­werten Strom vom eigenen Dach selbst zu nutzen, als ihn ins Netz einzuspeisen. Wer also nicht den reinen Sonnen­strom­ertrag, sondern seinen lukrativen Eigen­verbrauch maximieren möchte, profitiert sogar von einer Ost-West-Aus­richtung. Zwar werden damit nur 80 bis 90 Prozent des Ertrags einer Süd­anlage erzielt, doch der Strom wird dann erzeugt, wenn er gerade gebraucht wird: morgens und nach­mittags, wenn alle zu Hause sind und munter den Kaffee­automaten nutzen, Haare föhnen, Geschirr spülen, Wäsche waschen und trocknen, Musik streamen, Games spielen …   

Jetzt Ihr Solarpotenzial berechnen!

Mit dem Solarkataster NRW können Sie für jedes Dach in Nord­rhein-West­falen die zu erwartenden Kosten mit Installation sowie den ener­getischen und finanziellen Ertrag Ihrer künftigen Solar­anlage berechnen. Auch ein Solar­speicher oder das künftige Elektro­auto werden auf Wunsch mit in die Kalkulation einbezogen. Auf dieser Basis können Sie mit der Planung zur Anschaffung Ihrer PV-Anlage beginnen. Der werbungs­freie Service des Landes NRW ist kostenlos – eine Registrierung ist nicht nötig. 

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PV Speicher verdoppelt lukrativen Eigenverbrauch

Frau im Liegestuhl umgeben von Photovoltaik

Um eine PV-Anlage wirtschaftlich zu betreiben, gibt es ein bewährtes Mittel: die Erhöhung des Eigen­verbrauchs. Erfahrungs­gemäß lassen sich in einem Ein­familien­haus aber nur etwa 25 bis 30 Prozent des während der Sonnen­stunden erzeugten Stroms direkt selbst nutzen. Mit einem Speicher können die Bewohner*innen ihre lukrative Eigen­verbrauchs­quote auf 50 bis 75 Prozent erhöhen. Dadurch muss weniger teure Energie aus dem Netz bezogen werden. Das gute Gefühl hat allerdings erst mal seinen Preis: Bei der typischen 10-kWp-Solar­anlage fürs Ein­familien­haus nebst Batterie­speicher ist man schnell bei Investitions­kosten von 20.000 Euro oder mehr. 

Eigenverbrauch optimieren – PV smart nutzen

Um den Eigen­verbrauch zu erhöhen, kommt es auf das richtige „Timing“ und das Mit­denken aller Haus­bewohner*innen an. Grund­sätzlich sollten Groß­geräte wie Wasch­maschine, Trockner oder Geschirr­spüler beim Süd­dach verteilt über die Mittags­stunden laufen, wenn der Solar­ertrag am höchsten ist. Vernetzte Smart-Home-Geräte, die mit der Solar­anlage und dem Batterie­speicher kommunizieren, machen den Eigen­verbrauch komfortabler, denn sie passen sich automatisch an die PV-Strom­erzeugung an. Sogar Wetter­prognosen werden berücksichtigt: Soll sich die Sonne erst am Nachmittag zeigen, wartet das Smart-Home-System mit dem Anstellen der Wasch­maschine. Das funktioniert auch, wenn man nicht zu Hause ist.

Heizen mit dem Überschuss der PV-Anlage

Obwohl eine PV-Anlage im Jahres­mittel weniger Strom liefert, als man im Haus­halt verbraucht, entstehen tags­über Über­schüsse, die sich nicht selbst nutzen lassen. Eine elektrische Wärmepumpe mit intelligenter Steuerung bietet sich hier als Abnehmer an. 10 bis 15 Prozent ihres Betriebs­stroms kommen dann direkt vom Dach.

Mit einem Batterie­speicher kann die umwelt­freundliche Heizung abends und nachts ebenfalls mit Solar­strom betrieben werden. Alternativ lässt sich die Photo­voltaik­anlage mit einem Puffer­speicher kombinieren. Darin wird das Wasser tagsüber mit über­schüssigem Solar­strom möglichst stark aufgeheizt und die Wärme­pumpe kann pausieren – so lange die Temperatur im Puffer­speicher höher ist als die Vorlauf­temperatur des Heiz­wassers. Den Über­schuss­strom kann man damit zwar nicht speichern, aber die Wärme lässt sich noch ein paar Tage lang zum kosten­freien Heizen oder Duschen nutzen.

Das Elektroauto mit Solarstrom laden

Energie, die nicht im Haushalt oder für die Wärme­pumpe gebraucht wird, kann auch zum Laden des E-Autos tags­über genutzt werden. Das geht besonders bequem und effizient mit einem soge­nannten „dynamischen Last­management“. Dabei kommuniziert ein intelligenter Strom­zähler (Smart Meter), der den aktuellen Haus­verbrauch misst, kontinuierlich mit der intelligenten Wall­box in der Garage. Diese erkennt den aktuellen Über­schuss der PV-Anlage und passt die Lade­leistung immer wieder genau daran an. Erst wenn alle Verbraucher im Haus versorgt und das E-Auto geladen ist, wird PV-Strom ins Netz gespeist. So kann man auch ohne Batterie­speicher möglichst viel eigene grüne Energie zum Fahren nutzen.

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