Wie entsteht ein Moor?
Um zu verstehen, was eine Moorlandschaft so einzigartig macht, ist es wichtig zu wissen, wie sie entstanden ist. Man unterscheidet zwischen drei verschiedenen Arten: Hochmoor, Niedermoor und Zwischenmoor.
Von der Eiszeit zum Moor
Warum wächst Torf so langsam? Normalerweise sorgen Tiere für die Zersetzung von Pflanzen, aber unter Wasser und ohne Sauerstoff dauert es viel länger.
Moore sind nach der letzten Eiszeit entstanden. Die Hochzeit der Moore in unseren Breitengraden war vor etwa 12.000 Jahren. Nach der Eiszeit erwärmte sich allmählich das Klima auf dem gesamten Planeten. Zusätzlich zum Schmelzwasser gab es viel Niederschlag, sodass Täler, Niederungen und Senken vom Wasser überflutet wurden. Das hatte zur Folge, dass sich die Vegetation dort stark veränderte und feuchtigkeitsliebende Pflanzen ihre Heimat fanden. Dort, wo abgestorbene Pflanzenteile nicht abgebaut werden konnten und sich im Wasser immer weiter ansammelten, bildete sich unter Wasser eine Torfschicht und somit ein Moor – auch bei uns in Deutschland.
Das Hochmoor: Heimat für die Spezialisten in Flora und Fauna
Hochmoore sind dort entstanden, wo es so viel regnete, dass das Wasser nicht vollständig verdunsten oder abfließen konnte. Diese Regenwassermoore sind nährstoffarm, da sie nicht mit dem Grundwasser verbunden sind. Hochmoore wachsen allmählich immer weiter: Die Torfschicht wird pro Jahr um 1 Millimeter dicker.
Viele seltene Pflanzen und Tierarten sind im Hochmoor beheimatet. Nur wenige Organismen können mit dem nährstoffarmen, sauren Boden umgehen. Lebewesen im Hochmoor sind absolute Spezialisten für ihren besonderen Lebensraum.
Niedermoor: Nährstoffvielfalt & Artenreichtum
Niedermoore entstehen entweder, wenn sich in Senken Wasser sammelt, oder aber aus Oberflächenwasser wie verlandeten Seen, Flüssen oder Teichen. Durch den Zufluss von Grundwasser enthält das Wasser im Moor sehr viele Nährstoffe und bietet optimale Lebensbedingungen für viele Tier- und Pflanzenarten.
Zwischenmoor oder Übergangsmoor – eine Mischform
Das Zwischenmoor befindet sich in der Übergangsphase vom Nieder- zum Hochmoor. Zunächst ist das Niedermoor noch von Grundwasser oder anderem nährstoffreichen Wasser durchsetzt, aber durch die fortlaufende Entstehung von neuem Torf werden die Schichten immer höher, sodass das Moor den Grundwasserpegel übersteigt. Das Pflanzenwachstum entzieht dem Boden ebenfalls Nährstoffe, abgestorbene Pflanzenreste machen ihn sauer. So wird aus dem Niedermoor allmählich ein Hochmoor.
Unterschied zwischen Moor und Sumpf:
Sümpfe sind Feuchtgebiete an Flussniederungen und Seeufern, die gelegentlich abtrocknen und in ihrem nährstoffreichen Boden keinen Torf bilden.
Warum sind Moore bedroht?
Moore sind einer der wichtigsten CO2-Speicher für unseren Planeten, denn in Torf ist Kohlenstoff aus mehreren Jahrhunderten eingelagert.
Leider sind rund 95 Prozent der Moore in Deutschland mittlerweile entwässert, bebaut oder land- oder forstwirtschaftlich genutzt. Früher waren die Moore den Menschen ein Dorn im Auge, denn auf diesem nassen Boden konnten sie weder Tiere halten noch Ackerbau betreiben. Wenn ein Moor trockengelegt wurde, stand ihnen mehr Nutzfläche zur Verfügung.
Da Moore wie ein Schwamm jede Menge Wasser speichern können, tragen sie außerdem zum Überschwemmungsschutz bei. Wenn es sehr viel regnet, schwemmen sie auf und geben das Wasser anschließend allmählich wieder ab. Nicht zuletzt dienen Moore als Filter bei der Neubildung von Grundwasser: Schadstoffe, die von Pflanzen aufgenommen werden, werden durch die Torfbildung dauerhaft eingeschlossen.
Torfabbau: eine Umweltsünde
Die Entwässerung der Moore in Deutschland diente oft dem Torfabbau. Er wurde früher getrocknet und vorwiegend als Brennmaterial verwendet, aber auch zur Hausdämmung oder in Viehställen als Einstreu. Heutzutage kennen Sie Torf wahrscheinlich aus dem Gartencenter: Viele Blumenerden enthalten immer noch Torf, weil er gut Wasser speichert – das macht die Erde bei Gärtner*innen beliebt. Der Umwelt zuliebe sollten Sie aber lieber auf torfhaltige Erde verzichten.
Durch den Torfabbau werden Jahrtausende alte Torfschichten zerstört, die langsam gewachsen sind und einen Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen darstellen, die woanders keine Heimat finden. Hinzu kommt, dass der Torfabbau alles andere als klimafreundlich ist. Bei der Entwässerung wird ein wertvoller Treibhausgasspeicher unseres Planeten wird für immer zerstört.
Es gibt dennoch zahlreiche Lichtblicke: Organisationen wie der NABU machen sich für Moore in Deutschland stark. Aktionen zur Wiederbelebung und Renaturierung tragen dazu bei, dass Pflanzen und Tiere einen geschützten Lebensraum finden.
Moore in der Nähe
Infos zu Wanderungen und Führungen im Großen Torfmoor erhalten Sie beim Moorhus Lübbecke.
Rund vier Prozent der Fläche Deutschlands sind von Mooren bedeckt. Vor allem im Alpenvorland sowie im norddeutschen Tiefland gibt es sehr viele dieser besonderen Landschaften. Kennen Sie schon das Große Torfmoor bei Hille? Es ist eins von vielen Mooren in Deutschland, das seit der Renaturierung einiges zu bieten hat. Wie in vielen Moore gibt es hier einen Erlebnispfad, der angelegt wurde, um das Moor zugänglich zu machen und gleichzeitig das empfindliche Ökosystem zu schützen. Wanderwege in und rund um das Große Torfmoor sowie zahlreiche Führungen und Veranstaltungen bringen Groß und Klein diese außergewöhnliche Gegend näher.
Sind Moore gefährlich?
Kein Moor ohne Moorleichen! Im Mittelalter entstand der Mythos des gefährlichen Moors, da sie schwer zu durchqueren waren. Hexen und Geister sollten hier ihr Unwesen treiben. Fakt ist: Man kann im Moor zwar einsinken, da oft nur die Oberfläche von Pflanzen zugewuchert ist. Darunter verbirgt sich Wasser, das sehr kalt sein kann, aber tödlich ist das Moor nicht. Bei Moorleichen handelt es sich oft um Opfer eines Verbrechens, die dort versenkt wurden. Beim ZDF gibt es eine eindrucksvolle Doku zum gefährlichen Moor – hier gehts zum Video.
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