Bild: Adobe Stock/He2 Trinkwasser vs. Mineralwasser Wasser ist der älteste Durstlöscher der Welt und das beliebteste alko- holfreie Kaltgetränk in Deutschland. Bei der Frage „Trinkwasser oder Mineralwasser?“ scheiden sich jedoch die Geister. Während sich die einen eindeutig für klares Wasser aus dem Hahn aussprechen, schwören andere auf den Sprudel aus dem Supermarkt oder Getränkehandel. Viele Verbraucher halten Mineralwasser aus dem Handel für reiner, gesünder und „nicht so fad“. Das liegt nicht allein an der Kohlensäu- re, denn trotz Sodastreamer & Co. wird auch stilles Wasser abgefüllt eingekauft. Dahinter steckt in erster Linie gutes Marketing der Her- steller, denn für Flaschenwasser wird viel mehr Werbung betrieben als für Leitungswasser. Daneben spielen soziale Normen eine Rolle: In Deutschland gilt es als gesellschaftlich ange- sehener, Flaschenwasser im Hause zu haben, als Gästen, Kunden oder Geschäftspartnern Kranwasser zu servieren. Dabei schneidet in Untersuchungen und auch bei Blindverkostun- gen das Leitungswasser mindestens genauso gut ab wie Mineralwasser. Zwar lässt sich das Flaschenwasser bedenkenlos genießen, aber auch das Trinkwasser vom lokalen Wasser- versorger ist von sehr guter Qualität. Was viele nicht wissen: Leitungswasser enthält Mineral- stoffe, auch wenn es nicht so heißt. Blindwas- sertests belegen zudem, dass Konsumenten geschmacklich keinen Unterschied zwischen Mineralwasser und Leitungswasser erkennen und Letzteres sogar bevorzugen. Auf die Ökobilanz kommt es an Mineralwasser aus Flaschen muss eingekauft, nach Hause transportiert und bis zum Verzehr verstaut, eventuell auch gekühlt werden. Später stapeln sich die Pfandflaschen im Haushalt, bis man sie zum Automaten bringt. Kurzum: Wer sich für Mineralwasser entscheidet, investiert viel Geld und Aufwand. Leitungswasser ist auch besser für Klima und Umwelt. Die Herstellung von Flaschen- wasser benötigt ein Vielfaches an Energie wie die Gewinnung von Leitungswasser, dazu kommen der Transport und der Plastikmüll, insbesonde- re bei falschem Recycling. Speziell importiertes Flaschenwasser belastet die Umwelt bis zu 1.000 Mal mehr, wie u.a. die Schweizer Studie „Öko- bilanz Trinkwasser – Mineralwasser“ belegt. Die umweltfreundlichste Art, Mineralwasser aus dem Handel zu trinken, ist also, ein regionales Produkt aus der Mehrwegflasche zu wählen. Die beste Ökobilanz hat aber ganz eindeutig Trinkwasser. Trinkwasser Mineralwasser stammt in Deutschland insgesamt betrachtet aus folgenden Rohwasservorkommen: zu zwei Dritteln aus Grund- und Quellwasser und zu einem Drittel aus Oberflächenwasser (Seen, Talsperren- oder Flusswasser). stammt aus einem unterirdischen, vor Verunreinigungen gut geschützten Wasser vorkommen und muss direkt am Quellort abgefüllt werden. Bei Bedarf wird es mit Verfahren und Zusatzstoffen aufbereitet, deren Einsatz in der Trinkwasserver- ordnung (TrinkwV) gesetzlich geregelt ist. Die TrinkwV legt auch die Qualitätsparameter fest: Deutsches Trinkwasser gehört weltweit zu den Besten und unterliegt strengen Kontrollen. Wasserversorger müssen ihr Wasser regelmäßig unter suchen. Für Leitungswasser gelten mehr Vorschriften als für Mineralwasser: So muss Trinkwasser zum Beispiel auf Pestizide geprüft werden und Mineralwasser nicht. Es entsteht, wenn Regenwasser in den Erdboden sickert. Auf dem Weg ins Erdinnere wird es von den Gesteinsschichten gereinigt und gefiltert, je nach Geologie nimmt es natürliche Mineralstoffe und eventuell Kohlensäure aus den Gesteinen auf. Auch Mineralwasser wird nach der Mineral- und Tafelwasser-Verordnung (MTV) kontrolliert. Es ist definiert, was ein natürliches Mineralwasser ausmacht, wie es etikettiert und verpackt sein muss. B i l d : A d o b e S t o c k / n e x u s s e v e n 586 MAL BESSER GutCert hat in einer aktuellen Studie alle emissi- onsrelevanten Prozessschritte von Mineral- und Leitungswasser über den gesamten Lebensweg betrachtet, bewertet und die Emissionsfaktoren be- rechnet. Leitungswasser schneidet dabei 586-mal besser ab. 202 g CO2/Liter im Schnitt bei Flaschen- wasser im Vergleich zu weniger als 0,35 g CO2/Liter beim Leitungswasser. Der CO2-Fußabdruck der Deutschen könnte deshalb durch den Umstieg auf Leitungswasser jährlich um drei Millionen Tonnen CO2 verringert werden, wenn alle Menschen in Deutschland auf Leitungswasser umstiegen. Zum Vergleich: Der innerdeutsche Flugverkehr trägt 2 Mio. Tonnen CO2 pro Jahr zum Fußabdruck bei. 04 I Titelthema